1724

1896

Raum für Dichter und Forscher

Neben dem Geist des Handels herrschte in Hamburg ein Freigeist, der Dichter und Denker anzog. Auch galt Hamburg als Geburtsstadt von Persönlichkeiten, die mit ihrem Wirken nachfolgende Generationen beeinflussten. Hier wohnte der gefeierte Dichter Klopstock. Der Abenteurer Gerstäcker und der Physiker Hertz verbrachten im Passagenviertel ihre Kindheit.In der Königs-/Poststraße 36 wohnte der Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock (1724-1803) zwischen 1774 bis 1803. Er wurde 1748 nach der Veröffentlichung der ersten drei Gesänge des Epos »Messias« als brillanter Dichter gefeiert. Klopstock forderte öffentlich die wirtschaftliche Unabhängigkeit des Schriftstellers. Für die späteren Dichtergenerationen war er Vorbild, da er sich für das Dichterhandwerk entschied und keine andere berufliche Verpflichtung einging. In Hamburg gründete er 1770 eine elitäre Lesegesellschaft. 1792 verlieh die französische Nationalversammlung Klopstock das Bürgerrecht. Seit 1859 stehen in der Poststraße 36 eine Büste und ein Reliefporträt des Dichters in der Hamburger Rathausdiele.

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Als Kind wohnte der Schriftsteller Friedrich Wilhelm Christian Gerstäcker (1816-1872) in der Poststraße 19. Nach dem frühen Tod des Vaters musste er zum Onkel nach Braunschweig und eine ungeliebte kaufmännische Ausbildung beginnen. Zunächst auf einem sächsischen Rittergut angestellt, reiste er 1838 nach Amerika. 1844 nach Deutschland zurückgekehrt, beeinflusste Gerstäcker mit seinem Buch »Streif- und Jagdzüge durch die Vereinigten Staaten« sehr stark das deutsche Amerikabild. Später folgten weitere Bücher. Parallel schrieb er praktische Handbücher für Auswanderer. Gerstäcker veröffentlichte Reiseberichte und Erzählungen und fuhr mehrmals im Auftrag der Frankfurter Reichsregierung nach Amerika. Im deutsch-französischen Krieg 1870/71 arbeitete er als Frontberichterstatter. Durch Spätfolgen des Krieges und der Wanderjahre verstarb Gerstäcker 1872. Der Bundesstaat Arkansas (USA) verlieh ihm posthum 1957 die Ehrenbürgerschaft. Seit 1979 gibt es die Friedrich-Gerstäcker-Gesellschaft in Braunschweig.

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Der Physiker Heinrich Robert Hertz (1857-1894) verbrachte seine Kindheit in der Poststraße 20. Er gilt als der Entdecker der elektromagne­­tischen Wellen, forschte zur Elektrodynamik und schuf die physikalischen Grundlagen der drahtlosen Funktechnik. Nach Hertz wurde die Einheit der elektro­magnetischen Schwingungen pro Sekunde benannt (Hz). Hamburg ehrte ihn mit dem »Heinrich-Hertz-Turm«, dem Hamburger Fernsehturm.

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